Die Stadt Landshut ist ein zentraler Bildungsstandort in der Region Niederbayern und verfügt über zahlreiche Schulen und Bildungseinrichtungen. Der hervorragend erhaltene gotische Stadtkern stellt vor allem die dort ansässigen Bildungseinrichtungen vor besondere Herausforderungen. Landshut ist eine der am schnellsten wachsenden Städte in der Bundesrepublik Deutschland, was zu steigenden Schülerzahlen und einem erhöhten Verkehrsaufkommen führt.
In der Stadt Landshut – mit ihren über dreißig Schulen und Bildungseinrichtungen – begeben sich täglich über fünfzehn Tausend Schülerinnen und Schüler auf ihren Weg zur Schule. Einige der Landshuter Schulen befinden sich im historischen Stadtzentrum mit den entsprechenden Einschränkungen für bauliche Maßnahmen und mit zum Teil sehr unübersichtlichen Verkehrsumfeldern.
Daher beabsichtigt die Stadt im Rahmen der Weiterentwicklung des schulischen Mobilitätsmanagements im Stadtgebiet zu etablieren. Hierfür wird 5G-Technologie für eine anonymisierte und automatisierte Verkehrssteuerung rund um Schulen insbesondere für Stoßzeiten entwickelt und in Praxistests erprobt. Dadurch soll die Sicherheit auf Schulwegen nachhaltig erhöht werden, indem Verkehrsbeteiligte auf entsprechende Gefahrensituationen vorbereitet und gewarnt werden. Das Projekt soll auch einen Anstoß für neue Geschäftsmodelle im Rahmen von Mobility-as-a-Service zu geben.
Problemstellung
Existierende Konzepte zur Erhöhung der Sicherheit des Schulweges, wie das (analoge) schulische Mobilitätsmanagement, gelangen an ihre Grenzen. Diese erfordern sowohl bei der Einrichtung als auch bei der Anpassung einen hohen zeitlichen Aufwand. Zudem leben derartige Konzepte vom kontinuierlichen Engagement der Beteiligten. Es ist immer wieder zu beobachten, dass etablierte Maßnahmen des schulischen Mobilitätsmanagements bei einem Wechsel der Akteure an Effektivität einbüßen. Auch bei Aktionen z.B. Baustellen und Umleitungen auf den Schulwegen benötigt es eine hohe Vorlaufzeit, um die Schulwege anzupassen und alle involvierten Personen zu informieren.
Die Verkehrsüberwachung und -steuerung wird aktuell überwiegend über stationäre Monitoring-Systeme, wie z.B. Stau-Warner auf Autobahnen oder Straßenleitpfosten an Bundesstraßen gewährleistet. Eine flächendeckende Verbreitung dieser stationären Systeme ist u.a. mit hohen Kosten und einem enormen Betriebs- und Wartungsaufwand verbunden. Dezentrale Systeme, wie z.B. Staumeldungen in der Navigation nutzerbasierter Systeme funktionieren über die Handydaten der Nutzer und vermitteln somit ein Bild der aktuellen Verkehrssituation. Jedoch hängt dessen Zuverlässigkeit von der Zahl der aktiven Nutzer, der Verarbeitungsqualität und -geschwindigkeit ab.
Langfristige Zielsetzung und gesellschaftlicher Nutzen
Langfristig will die Stadt Landshut in erster Linie die Zahl von Unfällen mit Kindern gegen Null reduzieren und das Sicherheitsgefühl von Schulkindern und Eltern deutlich steigern.
Der gesellschaftliche Nutzen liegt zunächst in der zusätzlich geschaffenen Sicherheit für Schüler/-innen und Eltern, geht aber darüber hinaus. Zunächst trägt ein erhöhtes Sicherheitsgefühl der Eltern nachweislich bereits zu einer Entspannung der Verkehrssituation bei, da Eltern ihre Kinder seltener mit dem Auto zur Schule fahren. Auch ermöglicht die Erfassung der Verkehrssituation im Einzugsgebiet von Schulen eine dynamischere Verkehrsregelung in diesen Brennpunktgebieten, wodurch auch die Staugefahr deutlich gemindert werden kann. Eine Reduktion des motorisierten Individualverkehrs und die Motivation, auf dem Schulweg zu Fuß zu gehen oder ein Fahrrad zu nutzen fördert zudem die Gesundheit und reduziert den CO2-Ausstoss.
Bei erfolgreicher Umsetzung des Projekts erwartet die Stadt Landshut zudem Erfahrungswerte zur Implementierung weiterer Maßnahmen im Bereich von Smart Mobility. Die während der Erprobung gemachten Erfahrungen werden zudem die Vorbereitung und Planung eines stadtweiten 5G-Verkehrsleitsystems deutlich verkürzen und den Einstieg in Smart Mobility erleichtern.
Zudem gehen wir davon aus, dass wir mit diesem Projekt neue Geschäftsmodelle im Bereich Mobility-as-a-Service inspirieren werden. Beispiele hierfür können die Etablierung von Ridesharing für den ergänzenden Schülertransport, Mobilitätskonzepte unter Nutzung von Leih-Lastenfahrrädern und eine bedarfsgerechte Flexibilisierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sein.
Quellen
[1] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2018/03/PD18_089_211.html
[2] https://www.dguv.de/de/zahlen-fakten/schuelerunfallgeschehen/schul-wegunfaelle/index.jsp